Leseprobe:
Zurück in
Frankreich, begab sich Saint Germain sofort zu Ludwig XV., um die erfolgreiche
Nachricht über den erlangten Frieden zu überbringen. Der König lud zum Abend auf ein großes Souper ein, wo er mit uns und anderen Gästen Saint Germains diplomatischen Erfolg feiern wollte.
Mein Bruder, der Graf, und ich kleideten uns in Samt und Seide, legten die schönsten Justaucorps an, setzten die frisch frisierten Perücken auf, puderten unsere Gesichter und einer fragte den anderen: Na, wie sehe ich aus? Werden mich so die geladenen Damen akzeptieren?
Wir machten uns einen Spaß daraus, vor dem Spiegel den angedeuteten Hofknicks zu üben, der sich bereits in einer Verbeugung erschöpfte, denn die Herren taten nur so als ob, wobei die Damen ihn in seiner ganzen Würde und Schönheit ausführten.
An dem großen abendlichen Essen waren viele bekannte Persönlichkeiten zugegen, die wir teils schon aus Venedig kannten. Darunter waren Madame d Urfe, Gräfin Georgy, Jean-Philippe Rameau, Giacomo Casanova, Graf von Cagliostro und ...
Außer König Ludwig und seiner schönen Mätresse Madame de Pompadour, und den übrigen schönen Damen, war natürlich Graf von Saint Germain der
Mittelpunkt dieses Abends.
Hauptthema unter den Anwesenden waren die vielen Talente meines Bruders. Sie wollten zum Beispiel gerne seine philosophischen Reden über Gott und die Welt hören.
Unter anderem aber auch über das Goldmachen aus Blei, beziehungsweise Dreck. Denn Blei war zu jener Zeit das minderwertigste Metall überhaupt und wer daraus Gold herstellen konnte, der war schon ein großer Könner, ja ein Künstler oder sogar der größte Alchemist auf Erden. So dauerte es auch nicht sehr lange, dass der Graf mehrmals gebeten wurde endlich zu reden. Saint Germain sah bald ein, das er keine Chance hatte um die Rede herum zu kommen. Er blickte den König an. Denn der musste sein
Einverständnis geben. Ludwig nickte lächelnd.